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NORWEGEN - HURTIGRUTEN Unterwegs mit den Postschiff!

Die klassische Postschiffroute mit Hurtigruten gilt als die schönste Seereise der Welt und feierte 2023 sein 130-jähriges Jubiläum.

Unsere Hurtigruten-Schiffsreise startete mit Flügen ab dem Flughafen Salzburg mit Lufthansa (Umstieg in Frankfurt) nach Bergen, danach ging es mit der Stadtbahn „Bybanen“ in die Innenstadt, wo wir eine Nacht im zentral gelegenen Hotel „Scandic City Bergen“ schliefen, um noch Zeit für einen ausgiebigen Stadtrundgang zu haben. Natürlich stand das charmante Hafenviertel „Bryggen“ mit seinen alten Holzhäusern auf dem Programm. Das Stadtviertel wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und ist der älteste Stadtteil von Bergen. Ein Tipp hierbei ist das zwischen den schmalen Holzhäuser-Gängen versteckte „Kaf Kafe Bryggen“ – bei urig gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre genießt man herrlich hausgemachte Waffeln und frisch gebrühten Kaffee.

Am nächsten Tag war es so dann so weit, es hieß „Leinen los“ und unser Abenteuer mit dem Schiff „MS Nordlys“ entlang der norwegischen Küste bis hoch in die Arktis begann. Seit 130 Jahren versorgt die Hurtigruten-Linie die Küstenorte mit Gütern und Post, an 34 Häfen wird angelegt, bei vielen davon ist Zeit, um von Bord zu gehen, die Küstenstädte zu besichtigen, einen Ausflug mit Hurtigruten zu unternehmen oder sich bei einer Wanderung aktiv zu betätigen.

Die Schiffe sind modern mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, die „MS Nordlys“ wurde erst 2019 komplett modernisiert, begeisterte uns mit modernen Kabinen, einem großzügig gestalteten Restaurant mit ausgezeichneter Küche sowie Freizeitangeboten wie Sauna, Fitnessstudio, Aussen-Whirlpools, Shop und großem Aktivitätszentrum mit Vortragsräumen und Infopoint des Expeditionsteams auf dem Schiff.

Natürlich steht bei der klassischen Postschiffreise auch das Erleben des Alltags der Küstenbewohner im Vordergrund, immer wieder steigen Einheimische zu und fahren mit dem Schiff zu anderen Häfen mit, Fracht wird ein- und ausgeladen, man ist also dem täglichen Leben der Küstenbewohner ganz nah. Highlights unserer Reise waren Rundgänge auf eigene Faust in Ålesund, Trondheim und Tromsø – sowie einige schöne Küstenwanderungen im hohen Norden.

In Trondheim muß man unbedingt den Nidarosdom besuchen, dieser wird in rund 20 Minuten zu Fuß vom Hafen aus erreicht. Er gehört zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen und als wichtiges Nationalheiligtum. Der Nidarosdom hat geschichtlich eine ganz besondere Bedeutung, wurde er doch auf der Grabstätte von Königs „Olav Haraldsson“ errichtet, welcher 1030 in der Schlacht von Stiklestad fiel. Als er ein Jahr nach seinem Tod heiliggesprochen wurde, setzte ein großer Pilgerstrom zu seinem Grab ein. Daraufhin wurde über der Grabstätte eine kleine Holzkapelle errichtet. König Olav III. „der Ruhige“ ließ 1070 die Kapelle durch eine steinerne Kirche ersetzen, welche 1090 fertiggestellt wurde. Im Dom wurden seit dem Mittelalter auch zahlreiche norwegische Könige gekrönt.

Auf der weiteren Tour legten wir in zahlreichen kleinen Küstenorten an, es gab immer wieder Möglichkeiten, um eine Wanderung zu unternehmen oder den Alltag der Küstenbewohner zu erleben.

In Honningsvåg stand natürlich die Fahrt zum Nordkap auf dem Programm, dieses liegt weit über den nördlichsten Polarkreis an der Nordspitze Europas. Die Ankunft an diesem beeindruckenden Plateau 300 Meter über dem Nordpolarmeer war auch für uns ein einmaliges Erlebnis. Auf 71° 10′ 21″ nördlicher Breite spürt man spürt man die Elemente der Arktis, bekanntes Wahrzeichen hierfür ist der Nordkap-Globus. Unsere Schiffsreise ging weiter bis nach Kirkenes, nahe der russischen Grenze, von hieraus sind es gerade noch 2.254 km Luftlinie bis zum Nordpol.

Kirkenes ist Wendepunkt der Postschiffe, nun ging es wieder südwärts zurück nach Bergen. Unser Expeditionsteam an Bord gab täglich Tipps zu den angelaufenen Häfen, machte an Bord sogenannte „Point of Interest“, wobei interessante Punkte der vorbeiziehenden Landschaft erklärt wurden und auch Aktivitäten an Deck auf dem Programm standen. Ob es die Polarkreistaufe war, eine Verkostung frischer Muscheln oder von getrockneten Rentier, auch an Deck war während der Fahrt für viel Abwechslung gesorgt. Doch was wäre eine Winterreise in den „Hohen Norden“ ohne Polarlichter. Wir hatten Glück und konnten dieses einzigartige Naturphänomen am arktischen Himmel gleich an mehreren Nächten ausgiebig beobachten. An einem Abend waren die Nordlichter so intensiv, dass man selbst mit freien Augen die verschiedenen Farben sehen konnte, die Lichter tanzten über den Nachthimmel.

Nach den ersten sieben Tagen auf dem Schiff ging es am Wendepunkt nun zurück auf die Südroute, ein Teil der Reisenden stieg in Kirkenes aus, andere Passagiere kamen hier neu an Bord. Das Besondere hierbei ist, das auf der Südstrecke jene Häfen bei Tag angelaufen werden, welche auf der Nordroute nachts erreicht werden. Daher macht es auf jeden Fall Sinn die komplette Postschiffreise auf beiden Strecken mitzumachen. Auf der „Südroute“ hat man so Zeit Hammerfest über Mittag zu erkunden. Die Stadt liegt auf 70,7° nördlicher Breite und wird als die „nördlichste Stadt Europas“ bezeichnet. In manch Prospekten liest man sogar nördlichste Stadt der Welt, wobei man sich dann mit anderen Städten drum streitet, was schon als Stadt oder doch noch als Ort (Einwohner) gezählt wird. Auffällig für Besucher ist, dass der „Eisbär“ in dieser Stadt überall zu sehen ist. So ist in einem kleinen Park, nahe des Rathaus der Eisbär an einem Holzpavillon abgebildet, vor dem Rathaus findet man gleich zwei Vertreter dieser Tiere beim Eismeerportal vor, und selbst das Stadtwappen von Hammerfest zeigt einen Eisbären. Doch wieso spielt der Eisbär hier so eine wichtige Rolle, denn in Wirklichkeit gibt es hier keine Eisbären. Dazu muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen. Hammerfest war ein wichtiger Ausgangspunkt für Polarexpeditionen und für die frühe Eisbärenjagd in Spitzbergen – damit spielte der Eisbär in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle für Hammerfest, welches heute rund 10.000 Einwohner zählt.

Wir machten auf der südgehenden Route ab dem Hafen Harstad einen Hurtigruten-Ausflug mit den Namen „Inselwelt der Vesterålen“ mit, und können diese Halbtagestour jedem Reisenden ans Herz legen. Diese Inselwelt gilt noch als Geheimtipp, während die Lofoten weltbekannt sind und im Sommer auch viel los ist, geht es auf den Vesterålen sehr ursprünglich und ruhig zu, das Landschaftsbild ist aber beinahe ident. Der Ausflug startete mit einer kurzen Rundtour in Harstad, ehe es weiter auf die Halbinsel Trondenes ging. Hier sahen wir die mittelalterliche Steinkirche von Trondenes, gleich nebenan befindet sich ein Museum mit mehreren Nachbauten im Freigelände, die Geschichte der Region wird lebendig dargestellt. Auf der Weiterfahrt erlebten wir die faszinierende Insellandschaft mit kleinen Küstenorten und zahlreichen Fischerbooten. In Sortland ging es zurück an Bord, im nächsten Hafen Stokmarknes wartete aber schon der nächste Höhepunkt mit dem „Hurtigruten-Museum“ auf uns. Hier kann man das Hurtigrutenschiff „MS Finnmarken“ aus dem Jahr 1956 besichtigen, somit eine Zeitreise der Postschiffe machen.

„Zeitreise“ ist gleich das nächste Stichwort, feiert Hurtigruten doch 2023 sein 130-jähriges Jubiläum. Am 2. Juli 1893 stach Kapitän Richard With mit dem Dampfer DS Vesterålen zur allerersten Postschiffreise in See. Seitdem versorgen die Postschiffe die norwegischen Küstenorte mit Gütern und ermöglichen eine einfache Reise zwischen den Regionen, die oft nur auf dem Seeweg erreichbar sind. Dies war übrigens auch der Beginn des Tourismus in jenen Regionen, denn nicht nur die Einheimischen schätzten die neue Verbindung, sondern schon bald kamen Menschen aus aller Welt hierher, um diese noch recht unbekannte Region zu erkunden.

Auch heute noch bieten die Hurtigruten-Schiffe diese einzigartige Faszination die norwegische Küste bis ins Eismeer aufs Neue zu entdecken. Zurück in Bergen hieß es Abschied vom Schiff zu nehmen, wir blieben nochmals eine Nacht im Hotel in Bergen und traten dann entspannt am nächsten Tag unsere Heimreise mit Flug nach Salzburg an.

 

Bericht: Alfred Rohrmoser